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Kinder- und Babywäsche (1998 E-Mail

Kleiderladen sucht dringend Kinder- und Babywäsche

Ledermantel ging für fünf DM über die Theke

(zab) Der Pullover kostet 30 Pfennige, das Paar Socken ist sogar noch billiger. Mit ein wenig Glück lässt sich sogar einen Ledermantel für fünf Mark ergattern. Solche Schnäppchen sind allerdings eher selten. Zugegeben: Die Teile sind nicht mehr ganz neu, ihren Zweck erfüllen sie aber noch immer. All das - und noch einiges mehr - gibt es im Kleiderladen des Kinderschutzbundes an der Horster Straße 15.

Und es sind längst nicht nur Bürger mit schmalem Portemonnaie, die zwischen den Ständen stöbern. Sieben ehrenamtliche Kräfte betreuen derzeit abwechselnd den Kleiderladen, in Spitzenzeiten waren es sogar schon elf Mitarbeiterinnen. Leider aber sei das Team im Laufe der Jahre geschrumpft, klagen Heide Pullen und Karin Zindler. Dabei sei der Arbeitsaufwand eher gering: Maximal zwei Stunden müssen pro Woche aufgebracht werden, damit der Laden läuft. Feste Preise gebe es eigentlich nicht, meint Karin Zindler: „Es kommt halt immer auf den Einzelfall an." Da kommt es dann auch schon vor, dass manches Stück umsonst über die Ladentheke wandert. Hin und wieder wird aber auch um Pfennigbeträge 'gefeilscht' - zum Beispiel, wenn eine Kundin den vorher ausgehandelten Preis um fünf Groschen drücken will. „Das gehört dazu", schmunzeln die beiden Mitarbeiterinnen Handelseinig wird man sich aber immer. Bei dem Angebot ist das kein Wunder, der Kleiderladen ist halt gut sortiert.

Leider aber mangelt es oft an Baby- und Kinderkleidung. Vieles, was früher dem Kinderschutzbund gespendet wurde, findet heute reißenden Absatz auf den vielen Kleidertauschbörsen . Dabei sei der Kinderschutzbund nach wie vor auf Kleider-Spenden angewiesen, betont Heide Pullen. Gefragt sind natürlich nicht nur kleine Größen. Viele der Kunden sind den Kinderschuhen nämlich längst entschlüpft. Und sie suchen auch nicht nur warme Sachen für den Winter. Viele junge Mütter etwa fahren ihre Sprösslinge in Kinderwagen spazieren, die bis vor kurzem noch im Kleiderladen auf junge 'Fahrgäste' wartete. Sie erleben viel, die Mitarbeiterinnen des Kinderschutzbundes Und es bleibt selten nur beim Verkauf. Man spricht zusammen, versucht zu helfen „Manchmal offenbaren sich Schicksale", sagt Karin Zindler „die wirklich betroffen machen."

In solchen Fällen bemühen sich die Mitarbeiterinnen dann, Kontakte zu den verschiedenen Arbeitsgruppen des Kinderschutzbundes zu knüpfen, damit schnell geholfen werden kann. Es gibt aber auch immer wieder schöne Erlebnisse. Eine junge Frau, die zeitweise selbst auf die Angebote des Kleiderladens angewiesen war, hilft heute tatkräftig mit. Oder die Geschichte mit der Lederhose: Regelmäßig fragte eine Kundin nach dem schmucken Beinkleid. Das ging so über mehrere Monate. Dann, eines Tages, war das ersehnte Stück endlich da und die Freude entsprechend groß. Oft genug aber ärgern sich ehrenamtlichen 'Kleiderhändlerinnen'. Zum Beispiel, wenn sich schmutzige Windeln zwischen den Kleiderspenden finden. Aber auch wenn Sachen darunter sind, die nun wahrlich nicht mehr salonfähig' sind

RN 20. November 1998
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 19. November 2009 um 09:44 Uhr