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aus WAZ vom 01.06.2022

Gladbeck. 

Gladbecker Kitas arbeiten mit der „Starke Kinder Kiste“. Wie das Projekt helfen kann,

die ganz Kleinen vor sexualisierter Gewalt zu schützen.

Die Jungen und Mädchen der Kita St. Michael haben vorm Gladbecker Rathaus den Inhalt der roten Kisten schon einmal getestet.

Foto: Thomas Gödde / FUNKE Foto Service

Die Rechte und Bedürfnisse von Kindern sollten an jedem einzelnen Tag im Jahr eine Rolle spielen. Der Internationale Kindertag – begangen am Mittwoch – sollte bestenfalls nur dazu dienen, sich diese Tatsache immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. In Gladbeck fand zusätzlich am Internationalen Kindertag aber noch eine ganz besondere Aktion zu einem enorm wichtigen Thema statt: zum Schutz der Kleinen vor sexualisierter Gewalt.

Vor dem Gladbecker Rathaus verteilten Vertreter der deutschen Kinderschutzstiftung „Hänsel und Gretel“, die das Projekt auf den Weg gebracht hat, gemeinsam mit Vertretern des örtlichen Kinderschutzbundes und der Stadt zehn rote Metallkisten an Kitas in der Stadt. Das Besondere an der „Starke Kinder Kiste“ ist deren Inhalt, der es den Erzieherinnen und Erziehern in den Einrichtungen ermöglichen soll, das Thema Gewaltprävention auf möglichst spielerische und unkomplizierte Art und Weise mit ihren Schützlingen zu „erarbeiten“, sie auf diese Weise so früh wie möglich für das Thema zu sensibilisieren.

Gladbeck ist die erste Stadt, in der alle Kitas in das Projekt eingebunden sind

Das Besondere an der Aktion am Mittwoch: Eine der Gladbecker Kitas ist bundesweit die 500. Einrichtung, die an dem Projekt beteiligt ist. Und gleichzeitig ist Gladbeck auch noch die erste Stadt in Deutschland, in der nun alle 39 Kindertagesstätten auf die „Starke Kinder Kiste“ zurückgreifen können.

„Wenn wir mit dieser Kiste auch nur ein Kind vor so einer schrecklichen Tat schützen können, dann sind wir auf dem richtigen Weg“, betonte Peter Fischer. Erst vor wenigen Tagen ist ein weiterer Missbrauchsfall von erschreckender Tragweite bekannt geworden, der einfach nur fassungslos macht. Die Kölner Polizei ermittelt gegen einen 44-Jährigen. Er soll nicht nur selbst Kinder und Babys sexuell schwer missbraucht, sondern auch Listen mit weiteren mutmaßlichen Pädophilen geführt haben. Vor diesem Hintergrund erhalten die Worte des Vorsitzenden desGladbecker Kinderschutzbundes noch einmal mehr eine traurige Bedeutungsschwere.

Die knallrote Kita-Kiste wird flankiert von weiteren Präventionsprojekten

Die knallrote Kita-Kiste wird flankiert von weiteren Maßnahmen, wie beispielsweise auch dem Projekt „Mein Körper gehört mir“, das den Jungen und Mädchen klar machen soll, wie wichtig es ist, „Nein“ zu sagen in einer Situation, die ihnen Unbehagen bereitet. Die „Starke Kinder Kiste“ ist ein ganz früher Schritt, um diese Botschaft schon bei den Kleinen zu verankern. „Es gibt Nein-Gefühle und Ja-Gefühle, und ihr müsst sagen, was für euch in Ordnung ist und was nicht“ wandte sich Peter Fischer vor dem Gladbecker Rathaus direkt an die Kita-Zwerge, die zur Übergabe der Kisten mitgekommen waren.

In der „Starke Kinder Kiste“ steckt ganz viel Nützliches drin, um Kindern das Thema Gewaltprävention auf spielerische Art näher zu bringen. 

Foto: Thomas Gödde / FUNKE Foto Services

Der Gladbecker Kinderschutzbund sei gerne Partner bei diesem Projekt und investiere deshalb auch rund 10.000 Euro in fünf der Kisten für die Gladbecker Einrichtungen. Direkt vorm Rathaus durften die Jungen und Mädchen auch schon einen Blick in eine der Kisten werfen. Ein goldenes Megafon, mit dem man seine Meinung laut herausschreien kann, faszinierte natürlich ganz besonders.

Was es mit dem roten Sorgensack auf sich hat, müssen dann später die Erziehenden in den Einrichtungen mit den Kindern ergründen. Der Sack ist nämlich so schwer (für die Kleinen), wie auch richtig große Sorgen auf einem lasten können. Und diese Last sollte eben niemand alleine mit sich herumschleppen, sondern sie vielmehr mit den Eltern oder anderen Vertrauenspersonen teilen.

Wo Berührungen angenehm sind – und wo nicht

Eine kleine Metalltafel ist ebenfalls in der Kiste. Auf ihr ist ein Bild von einem Kind. Mit bunten Magneten können die Kinder auf der Tafel zeigen, wo ihnen Berührungen angenehm sind und wo nicht. Natürlich enthält die Metallbox noch viele weitere nützliche und spannende Dinge, die es nun in Ruhe zu entdecken gilt.

Mehrere Kitas teilen sich jeweils im Verbund eine der Kisten, die so durch alle Gruppen wandert. Findet der Wechsel in die nächste Einrichtung statt, sollen die Erzieher immer auch ihre Projekt-Erfahrungen an die Kolleginnen und Kollegen weitergeben. So entsteht ein anwachsender Informationsstrom, von dem alle profitieren.

Wie wichtig der Einsatz der „Starke Kinder Kiste“ ist, betonte auch der stellvertretende Bürgermeister Norbert Dyhringer. Gerade in der heutigen Zeit müsse man bestehende Normen und Werte weitergeben, um den Kindern einen bestmöglichen Schutz geben zu können.